Ticket to ride


Der Verkehrsexperte unter uns hat einen groben Busnetzplan im Internet ergattert und zieht ihn jetzt triumphierend hervor. Die nächste Bushaltestelle ist nur 10 Minuten entfernt. Auf gehts.
Der Plan an der Bushaltestelle stimmt nicht so ganz mit unserem überein, bis wir erkennen: Wir befinden uns im Busnetz von Mississauga. Wie wir damit nach Toronto Downtown kommen und was das kostet, wir können es nicht herausbekommen. Pragmatisch, wie wir sind, beschließen wir, nach Mississauga Downtown zu fahren. Bei 750000 Einwohnern wird da sicher auch was los sein.
Leider können wir in keinen der recht oft vorbeifahrenden Busse einsteigen, es mangelt uns an passendem Kleingeld. Man muss nämlich das Fahrgeld passend in eine bereitstehende Sammelbüchse werfen. Aber es soll auch 5-Fahrten- und Tageskarten im Vorverkauf geben. Wie üblich, sind nicht viele Menschen unterwegs, die wir danach fragen könnten. Und die wir fragen, wissen auch nicht, wo.
Nach ca. einer Stunde erreichen wir ein Einkaufszentrum , schon etwas gezeichnet von der Wärme. Aber welch ein Glück: Bereits der zweite Lotto/Tabak-Kiosk hat 5-Fahrten-Karten im Sortiment. Eigentlich wollten wir ja Tageskarten, aber was solls.
Jetzt klappt es mit dem Einsteigen, wir werfen unseren Schnipsel in die Sammelbüchse, und erhalten vom Fahrer einen kleinen Zettel, den viele gleich wieder in einen Papierkorb stecken. Wir schauen ihn aber genauer an. Es ist ein Transferticket, dass zum 2-stündigen, zielführenden Fahren mit Umsteigen berechtigt. Das scheint uns jedenfalls der Extrakt aus dem Kleingedruckten zu sein.
So schlecht fahren wir also nicht mit unserem 5 Fahrten-Ticket. Am zentralen Busterminal  wo tatsächlich etwas mehr Informationsmaterial aushängt, bestätigt sich das alles.
Nach unseren Erfahrungen haben die kanadischen Großstädte fast alle ein vernünftiges Nahverkehrssystem, was die Dichte und Frequenz des Netzes betrifft. Ein Problem ist jedoch immer wieder das Tarifsystem und der Zugang.
Hauptsächlich wird der Verkehr mit Bussen abgewickelt (oft klimatisiert, vielfach behindertengerecht, z.T auch mit Fahrradmitnahme). Daneben gibt es in den Kernbereichen auch U- und S-Bahnsysteme. Diese sind in Montreal am besten ausgebaut, was letztlich eine positive Nachwirkung der Olympischen Spiele ist..
Neben den auf das eigentliche Stadtgebiet beschränkten Verkehrssystemen gibt es oft auch durchaus respektable, meist schienengebundene, Großraum (Vorort) systeme, die aber überwiegend auf Berufspendler (commuter) zugeschnitten sind. D.h. die Bahnen fahren früh von der Peripherie(Wohngebiet) ins Zentrum (Arbeitsstätte) und abends entgegengesetzt. Sie besitzen auch immer ein eigenes Tarifsystem. Für den Touristen bedeutet das immer den Kauf von zwei Einzelfahrscheinen. Auch die Systeme unmitelbar benachbarter Städte sind zwar verkehrlich, aber nicht tariflich miteinander verknüpft.